Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH
Verlag J.H.W. Dietz is an independent publishing house founded in 1881 and located in Bonn. We focus on political and historical non-fiction and academic literature.
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View Rights PortalIn einem Essay über Dostojewskij schreibt Alexej Remisow (1877-1957): »je unwahrscheinlicher die Wirklichkeit, desto wirklicher, desto wahrer ist sie.« In den Jahren 1917-1921, als Die Geräusche der Stadt in Petersburg entstand, spielte die Wirklichkeit verrückt genug. Der Autor antwortete darauf mit einem durch und durch paradoxen Werk: disparat in der Anlage, ambivalent durch die schillernde Verbindung von Dokument und Fiktion.
Die 1964 in Buenos Aires erschienene Erzählung El silenciero von Antonio Di Benedetto handelt von einem Mann, der besessen ist von dem Verlangen nach Stille und der schließlich, als Brandstifter verdächtigt, im Gefängnis landet. Überraschend an dieser Prosa ist der völlige Verzicht auf Episoden, die Reduktion der Schilderung auf Aussagesätze, deren hervorstehendes Merkmal der Lakonismus ist. »Vor Jahren, als in Frankreich noch kein Mensch vom nouveau roman sprach, nahm Antonio Di Benedetto mit seinen ersten Erzählungen das Programm dieser neuen Literatur vorweg.« Alfonso Sola Gonzáles
Alexander Puschkin, geboren am 26. Mai 1799 in Moskau, ist am 29. Januar 1837 in St. Petersburg gestorben. Daß Petersburg Rußland "Fenster nach Europa" sei, steht in Puschkins Poem Der eherne Reiter - laut Untertitel "Eine Petersburger Erzählung", die erste der russischen Literatur. Ebenfalls ganz oder teilweise in Petersburg spielen die berühmten Novellen Der Postmeister, Pique Dame, das Fragment Ägyptische Nächte, die Erzählung Das einsame Häuschen auf der Basilius-Insel und die ebenso amüsante wie kunstvoll gereimte Anekdoten vom Häuschen in Kolomna. So ist in diesem Band vor dem Hintergrund Petersburgs der Dichter und Prosaist ebenso vetreten wie der ernste und der heitere Puschkin.
Diese 1908 entstandene Geschichte spielt in den letzten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts im Kleinstadtmilieu des schwäbischen Städtchens Gerbersau, einem erfundenen Ort, dessen sich Hesse in vielen seiner frühen Erzählungen bedient, wenn er unvergeßliche Erlebnisse und Eindrücke aus seiner eigenen Calwer Kindheit gestaltet. Hermann Hesse schildert hier das tragische Schicksal eines redlichen und gutwilligen jungen Mannes, der, durch die berufliche Familientradition gezwungen, seine individuellen Anlagen zu entfalten versäumt, weil er das Geschäft des Vaters übernehmen muß. Ursprünglich hieß die Erzählung »Der letzte Kömpff vom Markt«, eine Anspielung auf den Sohn eines Kaufmannes, der bis 1887 Inhaber eines Ladens im Erdgeschoß von Hesses Geburtshaus am Calwer Marktplatz gewesen war. Hesse nimmt das Schicksal dieses Erben (sein wirklicher Name war Emil Dreiß) zum Anlaß, um mit genauen Milieustudien aus einer inzwischen fast versunkenen Welt ein Leitmotiv vieler seiner Schriften zu aktualisieren: das Recht und die Verpflichtung zu Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung des Menschen.