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View Rights PortalWo individuelle Nutzenkalküle und geteilte Erwartungen enden, beginnt das Terrain der Kunstfertigkeit. Unter der Annahme, dass politisches Entscheiden als pragmatischer Problemlösungs- und Abwägungsprozess zu betrachten ist, rollen die Beiträge dieses interdisziplinär angelegten Bandes die Frage neu auf, wie in der Politik unter Bedingungen begrenzter Rationalität Handlungsalternativen entworfen, verhandelt und ausgewählt werden. Die Pandemie hat diesem Anliegen eine ungeahnte Dramatik verliehen, eingeübte Grundsätze, Entscheidungsarenen und Praktiken der Politik stehen mehr denn je zur Disposition. Es ist an der Zeit, diese neu zu vermessen.
Frauen auf dem Land waren nicht nur für den Haushalt verantwortlich, sie arbeiteten ebenso auf dem Feld und im Stall wie die Männer. Es war ein hartes Leben, das nur wenig Raum für eigene Entfaltung bot. Doch es taten sich immer wieder auch Perspektiven auf, die Frauen für sich nutzten: Sie ließen sich zu Schneiderinnen, Lehrerinnen oder sogar Landärztinnen ausbilden, entwickelten Kunstfertigkeit in Handarbeit und Handwerk oder begannen zu schreiben. Die Bäuerinnen von heute sind längst in der modernen Welt angekommen und in vielen Bereichen erfolgreich tätig. Annegret Braun lässt die Geschichte dieser Frauen aufleben und führt uns durch 150 Jahre Landleben, von damals bis heute.
Hans-Ulrich Treichels lyrisches Œuvre ist heute – nach dem großen nationalen wie internationalen Erfolg des Verlorenen und des Tristanakkords – eine Wiederentdeckung wert. Was dieser Autor 1979 mit Ein Restposten Zukunft begann und mit dem Einzigen Gast 1994 vorläufig beendete, ist von zeitloser Klarheit, unverwechselbar im Ton und in der souveränen Beherrschung der dichterischen Sprache. Geschult an Heine, Brecht und Benn, spielt Treichel, wie ein Kritiker bemerkte, »virtuos mit Assoziationen und Binnenreim und erreicht ein Höchstmaß an pointierter Schlichtheit, Kunstfertigkeit und Musikalität«. Lakonie, Ironie und Melancholie prägen Hans-Ulrich Treichels Gedichte, für die der Autor den Leonce-und-Lena-Preis erhielt und die nun erstmals in einer repräsentativen Auswahl in einem Band vorliegen.Hans-Ulrich Treichel, geboren 1952 in Versmold/Westfalen, lebt in Berlin und Leipzig. Seine Romane sind in 20 Sprachen übersetzt.
Als »sprachliche Meisterwerke von äußerster Konzentration« (Horst Krüger in der Zeit) hat man das erzählerische Werk der Autorin bezeichnet, die auch in ihrer Prosa immer Lyrikerin bleibt, spannungsreich konzentriert auf die neuralgischen Erlebnisse ihrer meist weiblichen Protagonisten, auf die Krisen und Stadien der Verwandlung oder auf die Beschwörung der Träume, die jenen vorausgehen.
Chomskys Arbeit, die auf drei Vorlesungen an der Universität Berkeley zurückgeht, ist eine Art Summe seiner sprachwissenschaftlichen Forschung. Chomsky bestimmt die Linguistik eher als Teilgebiet der Psychologie. So fällt der Grammatik die Aufgabe zu, Hypothesen darüber vorzuschlagen, was Chomsky Sprachgefühl oder intuitives, unbewußtes Wissen nennt. Chomsky führt das latente, normative Bewußtsein über sprachliche Strukturen gegen die behavioristischen Versuche ins Feld, die Sprache auf Sprachverhalten, Kompetenz auf Können zu reduzieren.
Statt des Grundsatzes, zum Gedanken könne man nur durch sprachliche Analyse gelangen, wird dem Gedanklichen auf Kosten des Sprachlichen immer mehr eine Vorrangstellung eingeräumt. Aber was hat es mit der so lange für selbstverständlich erachteten Wende zur Sprache eigentlich auf sich? Dies ist die Kernfrage, die Michael Dummett durch eine Rückbesinnung auf die Ursprünge der analytischen Philosophie zu klären versucht. Diese Ursprünge sieht er nicht so sehr in der empiristischen - auf Locke, Berkeley und Hume zurückgehenden -Tradition, sondern in einer Fragestellung, die im ausgehenden 19. Jahrhundert besonders im deutschen Sprachbereich erörtert worden ist.
Von »Das Verbrechen eines Innsbrucker Kaufmannssohns« aus dem Jahre 1960 bis zu »Am Ortler«, erschienen 1971, reicht das Spektrum der hier versammelten Erzählungen Thomas Bernhards. In ihnen wird die sprachliche Gestaltungskraft dieses Autors deutlich – in Sätzen, die jede mögliche These und Antithese so lange gegeneinander ausspielen und hin- und herwenden, bis jeglicher semantischer Kern aufgelöst ist. So entsteht – trotz des Niedergangs, der Verzweiflung und des Todes, die geschildert werden – der Eindruck, daß die Sprache ein Mittel des Überlebens in dieser Welt ist, und nicht nur des Überlebens, sondern auch der Komik.
Menschliche Gedanken und Handlungen, Organe und Organismen, Werkzeuge und sprachliche Bedeutungen scheinen kaum etwas miteinander gemeinsam zu haben – außer daß man ihnen allen Ziele und Zwecke zuspricht. Ruth G. Millikan vertritt die Auffassung, daß es eine echte, robuste, in der Evolutionsgeschichte begründete Verbindung zwischen all diesen verschiedenen Formen von Zielen und Zwecken gibt. Nur in ihrer Verbindung miteinander, so die These, sind sie überhaupt angemessen zu verstehen. Zur Begründung führt Millikan neue Erkenntnisse der Biologie, Psychologie und Linguistik an, entwickelt eine innovative Sicht auf Sprache und Denken und bietet zugleich eine umfassende Einführung in die naturalistische Philosophie des Geistes.
Peter Rühmkorf, geboren 1929, gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern unserer Zeit. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt er 1993 den Georg-Büchner-Preis. Seit dem Ende der vierziger Jahre schreibt Rühmkorf Gedichte, in denen er Vulgäres und Feinsinniges, Sinnliches und Metaphysisches, Pathos und Slang ironisch verbindet, wobei er oft parodierend an poetische Formen der Vergangenheit und an Formeln aus Publizistik und Werbung anknüpft. Der Insel-Bücherei-Band bietet einen Querschnitt durch Peter Rühmkorfs vielfältiges lyrisches Œuvre: von den ganz frühen Poemen, die zeigen, wie alles mal losging, bis zu den jüngsten Gedichten, in denen Rühmkorfs feines Gespür für sprachliche und stilistische Nuancen noch einmal sichtbar wird.
Wie ist das fast »selbstverständliche« Funktionieren menschlicher Kommunikation möglich angesichts bzw. trotz der enormen Kontingenz, die erstens die individuelle Konstruktivität menschlicher Wahrnehmung und Kognition, zweitens die Generativität der grammatischen Kompetenz und drittens die Komplexität hochvariabler Kontexte für das Meinen und Verstehen eröffnen? Wie kommt angesichts dieser Spielräume eine hinreichend gleichsinnige Koonentierung der sozialen Akteure in der Kommunikation zustande? Inwiefern ist unsere sprachliche Kompetenz genau dieser Problematik angepaßt und durch sie bestimmt? Die Common sense-Kompetenz ist der Versuch, auf diese Fragen eine sprachwissenschaftliche Antwort zu geben. Zugleich wird damit der Anspruch erhoben, im Blick auf die Fragen des Zusammenhangs von Kommunikation, Kognition und Kompetenz die Sprachtheorie in ihr Recht zu setzen.
Lang entwickelt das Konzept einer strukturalen Psychoanalyse. In den hier versammelten Studien stellt der Autor Überlegungen zum wissenschaftlichen Standpunkt der Psychoanalyse an, untersucht zentrale Begriffe wie das Konzept des Subjekts, der Identität, der Geschichtlichkeit, des Unbewußten, der Abwehr. Im Begriff der »strukturalen Triade« wird der Ödipuskomplex neu geortet und die Konzeption des »Vaters« bei Freud diskutiert. Phänomene wie Fremdenfeindlichkeit und Gewalt erfahren eine struktural-analytische Interpretation ebenso wie die Psychologie und Philosophie Nietzsches. Der zweite - klinische - Teil erörtert zunächst sprachliche Bedingungen psychischer Erkrankung, um dann im Lichte des struktural-analytischen Ansatzes Neurose - insbesondere Zwang, Angst und Depression -, Psychosomatose und Psychose zu thematisieren. »Halluzination« und »Wahn«, zentrale Phänomene psychotischer Erkrankung, werden dabei besonders behandelt.
Friedrich Nietzsches Philosophie zeichnet sich dadurch aus, daß sie sprachliche Phänomene in ihrem Bezug zu Leiblichkeit deutet und umgekehrt die symbolische Verfassung des Leibes hervorhebt. Die vorliegende Studie rekonstruiert Nietzsches Leib- und Sprachphilosophie und nimmt dabei auf einen von Nietzsche selbst reformulierten Begriff von Subjektivität Bezug. Anders als neuzeitliche Deutungen, die das Wesen des Subjekts in die »Vorstellung« setzen, interpretiert Nietzsche das Selbst als »Leiblichkeit«. Die Logik subjektiver Entwicklungsvorgänge erkennt er nicht in der Idealität des vorstellenden, selbstreflexiven Ichs; sie soll vielmehr der empirisch rekonstruierbaren Materialität der Sprache entnommen werden. Die Konstitution des Subjekts durchsichtig zu machen bedeutet also, Leib und Sprache als zusammengehörige und nur zu Zwecken der Analyse voneinander zu trennende Momente »eines« Geschehens der Selbstbildung zu begreifen.
Die in diesem Bande vereinigten Untersuchungen Kambartels behandeln die (im Wittgensteinschen Sinne verstandene) philosophische Grammatik einer humanen Lebenswelt, d. h. die sprachliche und praktische Konstitution der Situation des Menschen in der Welt. Gegenstände der Analyse sind dabei u. a. unsere Begriffe von Moralität und Vernunft, der Sitz der Sprache in der menschlichen Lebenswelt, eine rationale Deutung der Religion, die künstlerische und ästethische Praxis, die Vorstellung von einer natürlichen Evolution des Menschen, der Widerspruch zwischen Freiheit und Naturdetermination. – Gegen relativistische oder szientistische Reduktionen hält Kambartel durchgehend an einer Perspektive praktischer Vernunft fest. Gegen begründungstheoretisch starke Verständnisse universalistischer Moral- und Vernunftprinzipien versucht er allerdings, den vernünftigen Umgang des Menschen mit seiner Welt neu und dabei so zu begreifen, daß die methodischen Formen, in welchen sich der rationalitätstheoretische Grundlagenstreit gegenwärtig vollzieht, in wesentlichen Punkten unangemessen erscheinen.
Ben Lerner ist einer der klügsten und innovativsten amerikanischen Dichter der Gegenwart. No Art zeigt das breite Spektrum lyrischer Formate, das Lerner beherrscht und fortwährend weiterentwickelt: das zerstörte Sonett, das poetische Denkbild, die gestisch verschobene Elegie, die Rekombination und Variation von Reden und sprachlichen Gesten über den einzelnen Text hinaus. Wiederkehrende Themenbereiche, Vertextungsverfahren und sprachliche Referenzsysteme werden sichtbar, an erster Stelle eine doppelte Auseinandersetzung: mit der kulturellen und politischen Gegenwart der Vereinigten Staaten und der Frage, wie sich denkend und sprechend darauf zugreifen lässt. Alexander Kluge bescheinigt Lerners Gedichten »einen völlig autonomen Duktus und Rhythmus« und schreibt in seinem Vorwort: »Zugleich finden sich in dieser Strömung von Worten blitzartig hochkonzentrierte Funken an Information, an Witz und inhaltlicher Präzision. So treffen hier Ideale der Kritischen Theorie (…) mit einer gediegenen New Yorker Modernität zusammen.«
Wer sich bisher nicht an Homer heranwagte, weil er sich durch die Versform oder die altertümliche Sprache der vorliegenden Übersetzungen abgeschreckt fühlte, kann in der Prosaübertragung von Karl Ferdinand Lempp die Ilias und die Odyssee als das erleben, was diese ältesten Dokumente der europäischen Literatur wirklich sind: fesselnde Romane. Die hier erstmals aus dem Nachlaß edierte Gesamtübersetzung von Karl Ferdinand Lempp befreit diese beiden zusammengehörigen Weltbücher, in denen der Krieg der Kriege und die Reise aller Reisen erzählt werden, von den Schlacken, die sich der antiken Vortragsform verdanken, und greift behutsam erklärend ein, wenn der Inhalt dem heutigen Leser nicht ohne weiteres verständlich ist. Ohne sprachliche Anbiederung präsentiert Lempp einen modernen und temporeichen Text, der den Zorn des Achill und die Irrfahrten des Odysseus so unmittelbar vor Augen führt, als wäre alles erst gestern geschehen.
Mit Poetika Kino wird eine Leerstelle in der Geschichte der Filmtheorie gefüllt, zählen die in diesem Band versammelten filmästhetischen Texte der russischen Formalisten doch zu den bedeutendsten und avanciertesten Dokumenten der frühen Filmtheorie. Im Vordergrund stehen dabei der künstlerische Status des Films und das Bemühen, der Filmtheorie ihren Ort in einer Theorie der Kunst zuzuweisen. Stärker als etwa Balázs oder Arnheim betonen Formalisten wie Ejchenbaum, Tynjanov oder Sklovskij dabei den erzählenden Charakter des Films und rücken ihn damit weg von Photographie und Bühne hin zur Literatur. Lange vor der französischen Filmologie und Semiotik werden die Formgesetze der Filmkunst als ›sprachliche‹ Strukturen entziffert und können als Vorgriff auf spätere strukturalistische Ansätze gelesen werden. Der Band versammelt dabei nicht nur die zentralen theoretischen Ansätze, sondern reflektiert zugleich die Problemgeschichte der Theorie selbst, indem deren Wechselspiel mit der Praxis sichtbar gemacht wird.
Ob es um den Aufstieg des Bürgertums geht oder um Beobachtungen des Wanderers durch die Mark Brandenburg, um die sprechenden Namen im Stechlin oder um die Birnen des Herrn von Ribbeck, um die Theaterkritik zur Uraufführung von Hauptmanns Vor Sonnenaufgang oder um preußische Grenadiere, um die Wahrheit oder um Sterben - wie ein roter Faden zieht sich eine Fontane-Spur durch Hans Blumenbergs nachgelassenes Werk: Reflexionen zu einzelnen Werken, oft nur Sätzen Fontanes, teils eng am Text, teils nur durch das auslösende Stichwort, die Fontane Formulierung, damit verbunden. Allen diesen Texten ist eines gemeinsam: es sind - fern aller philologischen Detailbesessenheit - anekdotische, gedankliche und sprachliche Miniaturen von höchster Kostbarkeit, Klarheit und Prägnanz. Hans Blumenberg (1920-1996) war zuletzt Ordinarius für Philosophie an der Universität Münster: Seine bekanntesten Bücher sind Die Legimität der Neuzeit (1966). Arbeit am Mythos (1979) und Die Lesbarkeit der Welt (1981). Postum erschien 1997 Die Vollzähligkeit der Sterne.
Dževad Karahasan, der große bosnische Erzähler und Essayist, beheimatet in den literarischen Traditionen der antiken, der islamischen und der christlichen Welt, hat eine unzeitgemäße Auffassung vom Handwerk des Schreibens. Die Architektur eines Romans, seine vielschichtige Zeitstruktur, seine sprachliche Polyphonie verdankt sich einer ästhetischen Erfahrung der Stadt. Der Gegensatz von öffentlichen und privaten Räumen, die Begegnung, ja Konfrontation mit dem Andersartigen erzeugen Spannungen, die in der Narration ausgetragen werden. Exemplarisch für diese poetologische Erkenntnis steht Sarajevo, eine Stadt, die - wie Karahasan an Werken von Ivo Andric zeigt - ein raffiniertes, perspektivisch reiches Erzählen geradezu erzwingt, um dem Nebeneinanderbestehen verschiedener kultureller Traditionen und religiöser Praktiken an einem einzigen Ort gerecht zu werden. „Man könnte auf die Idee kommen, Sarajevo sei eine Stadt, die entstanden ist, damit die Narration irgendwo einen Heimatort finde.“ Karahasans Poetik der „erzählten Stadt“ spricht von einer Literatur, die stärker als je zuvor in der Moderne, an den vielsprachigen, von Ungleichzeitigkeit und Vieldimensioniertheit geprägten Metropolen zu Hause ist.
Walter Benjamins berühmte Prosaminiaturen, entstanden in den Jahren 1932 bis 1938, gehören fraglos zu den großen Schlüsseltexten der Moderne. Es sind einzigartige Momentaufnahmen einer Zeit, über der bereits der Schatten des Kommenden liegt. Ihre anhaltende Faszination liegt in der eindringlichen, die autobiographischen Erfahrungen objektivierenden Sprache. Benjamin schuf sprachliche »Bilder«, an die er die Hoffnung knüpfte, sie seien »befähigt, in ihrem Innern spätere geschichtliche Erfahrung zu präformieren«. Die nun im Rahmen der Kritischen Gesamtausgabe erscheinende Neuedition ist spektakulär: Sie versammelt erstmals alle überlieferten Stücke, Entwürfe und Notizen des Kindheitsbuchs – darunter bislang unveröffentlichtes Material –, erlaubt durch die kritische Aufarbeitung des gesamten Textbestandes endlich eine exakte Kontextualisierung und ermöglicht durch die Wiedergabe der hochkomplexen Handschriften den präzisen Nachvollzug von Benjamins Schreibarbeit. Der Kommentar schildert die wechselvolle Überlieferungsgeschichte und erschließt das Werk. 80 Jahre nach der Niederschrift und 68 Jahre nach der Erstveröffentlichung in Buchform liegt damit die definitive Gesamtedition der Berliner Kindheit vor. Ein Ereignis.
Die Physiognomie von Städten, das Sammeln von Büchern und die Didaktik von Ausstellungen, der französische Faschismus und die Gaskriegsgefahr, Neuigkeiten aus dem kulturellen Leben, Evolutionstheorien und die eigenen Träume: Walter Benjamins seit 1925 für Zeitungen und Zeitschriften verfasste Texte, geschrieben in Paris, Moskau und Berlin, sind weit mehr als journalistische Brotarbeiten. Sie schlagen theoretische und sprachliche Funken aus einer Vielzahl von Themen, zeigen Benjamin als Meister der kleinen Form und als herausragenden Beobachter seiner Zeit. Der Band versammelt Essays und essayistische Miniaturen, kritische Berichte, illustrierte Artikel, Interviews, Repliken, Würdigungen, Glossen und Satiren sowie Beiträge für Anthologien. Durch die Präsentation aller überlieferten Entwürfe und Fassungen ermöglicht die Edition erstmals den genauen Nachvollzug von Benjamins Schreibarbeit, etwa an dem großen Moskau-Essay, dessen besonders dicht dokumentierte Textgenese fasziniert. Der Kommentarband liefert die nötigen Kontextualisierungen und bietet eine Fülle neuer Quellen. Dokumentiert werden zeitgenössische Übersetzungen von Texten Benjamins ebenso wie bislang unbekannte Reaktionen auf seine Arbeiten – darunter ein Plagiat von überraschender Seite.