Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH
Verlag J.H.W. Dietz is an independent publishing house founded in 1881 and located in Bonn. We focus on political and historical non-fiction and academic literature.
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View Rights Portal"»Gib sie wieder, sagte sie, als ob es seine Geschichte wäre.«Als ob es unsere Geschichte wäre - so erzählt unaufdringlich leise und bewegend Urs Faes in seinem Roman ›Alphabet des Abschieds‹ die Wiederbegegnung eines Mannes und einer Frau auf der Piazza della Rotonda an einem Spätherbstlichen römischen Novembertag. Nach zwanzig Jahren sehen ein Mann und eine Frau sich in der Ewigen Stadt wieder; Zufall, Fügung oder Schonfrist?»Ein Mann wie Paul.« »Eine Frau wie Nicole.«Als ob es unsere Geschichte wäre: Er, Paul, ein gescheiterter Maler, der sich als Karikaturist und Touristenführer durchs Leben schlägt. Ein exzentrischer Mann, der nicht mehr an Worte glauben kann und die zynische Gleichgültigkeit zur Überlebenssicherung macht; einer, der niemanden mehr liebt, nicht einmal sich selbst, einer, der nur noch den Tod und die sterbende Zeit malen konnte und sonst gar nichts mehr. Aber auch einer, dem unter seinen Maskeraden das Vergessen nicht gelingen will. Sie, Nicole, ist Chorsängerin auf Gastspieltournee.Zögernd lassen Nicole und Paul sich auf die Begegnung und erneute Annäherung ein, suchen sie nach den Worten, m denen sich über die furchtsam weggeschobenen Erinnerungen sprechen läßt.»Wie hast du gelebt all die Jahre?« Unangestrengt und feinfühlig-behutsam stellt Urs Faes seine Fragen, läßt er in Alphabet des Abschieds Nicoles und Pauls Bilder geteilter Biographie und gemeinsamer Zeit vorbeiziehen: die späten sechziger und siebziger Jahre mit ihren erhofften und enttäuschten Lebensentwürfen, die Stationen einer Liebe, deren Zärtlichkeit in immer neuen Abschieden vergeht und schließlich am Vorwurf des »Verrats an der Liebe« scheitert, Pauls Neuanfang in Rom – der Stadt, wo jene Liebe zu Nicole begonnen hat und ein Leben auf Aufschub im Irrlauf durch die Straßen scheitert."
Als ihr Mann John nach vierzig Jahren gemeinsamen Lebens unvermittelt stirbt, stellt Joan Didion in ihrem Tagebuch als Erstes fest: »Das Leben ändert sich in einem Augenblick.« Der Tod des Partners, des eigenen Kindes oder des Freundes löst Entsetzen aus, das sich erst langsam in Trauer, in langanhaltende Traurigkeit verwandelt. Das Trostbuch »Bereit zum Abschied sein« versammelt Gedichte von Matthias Claudius' »Bei dem Grabe meines Vaters« bis Marie Luise Kaschnitz' »Dein Schweigen, meine Stimme«. Isabel Allende erzählt vom langen Sterben ihrer Tochter Paula, der todkranke Tiziano Terzani überrascht seinen Sohn mit dem Satz »Das Ende ist mein Anfang«, Dietrich Bonhoeffer schreibt aus seiner Gefängniszelle in Berlin-Tegel: »Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht mehr wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.«
Abschied von Vater und Mutter vereinigt die beiden Requiemtexte Roppongi – Requiem für einen Vater (2007) und Mutter und der Bleistift (2013). Als Josef Winkler sich im Jahre 2004 eine Zeitlang in Tokio im Stadtteil Roppongi aufhält, ereilt ihn die Nachricht vom Tod seines fast hundertjährigen Vaters. Noch ein Jahr zuvor hatte der Alte ihn beschworen, seinem Begräbnis fernzubleiben, weil der Sohn nicht müde geworden war, den seligen Frieden seines Kärntner Heimatdorfes mit seiner Schreibhand zu durchkreuzen. Eine Zeit danach erscheint die Erinnerungsgeschichte Roppongi – Requiem für einen Vater, die den Leser an Schauplätze in Japan, Kärnten und Indien führt. Das Requiem für Josef Winklers im Jahre 2011 verstorbene Mutter Mutter und der Bleistift, in dem die Mutter ihren am Küchentisch kritzelnden linkshändigen Sohn immer wieder auffordert, den Bleistift in die rechte Hand zu nehmen, entsteht in Südfrankreich, Indien und Kiew. „Reisen, um heimatlos zu werden“, heißt es bei Henri Michaux. Nach dem Tod von Vater und Mutter ist der Linkshänder, der mit der rechten Hand schreiben gelernt hat, seine Heimat losgeworden.
»Die Zollerklärung« , von der Melancholie des Abschieds gefärbt, ist die Lebensbilanz eines mitteleuropäischen Intellektuellen. Ein literarisches Dokument der Emigration und des Heimatverlusts, das nichts von seiner Aktualität verloren hat.
In der Suhrkamp BasisBibliothek erscheinen literarische Hauptwerke aller Epochen und Gattungen als Arbeitstexte für Schule und Studium. Sie bietet die besten verfügbaren Texte aus den großen Editionen des Suhrkamp Verlages, des Insel Verlages und des Deutschen Klassiker Verlages, ergänzt durch anschaulich geschriebene Kommentare. »… so vielseitige, sachlich animierende Kommentare, daß die Bände ganz zu Recht als Originalausgaben bezeichnet werden.« Heinrich Vormweg, Süddeutsche Zeitung
Ein alter Mann zieht aus der Hauptstadt in eine entlegene Ortschaft im Grenzland, dort will er die letzten Jahre verbringen. Welche geistigen Eindrücke bleiben, fragt er, aus einem Leben, das der Betrachtung gewidmet war und dem Lesen? Die sehnsüchtige Anmutung einer dunkelhaarigen Frau? Der Familiensitz in einer kargen Landschaft? Die gelenkige Schönheit eines gewissen Rennpferdes? Die Farbigkeit durchscheinender Glasfenster? Eine Zeile Proust? Und so beginnt der Mann, im Zwielicht seiner Tage, diesen seinen Schatz zu katalogisieren, kaum ahnend, wohin sein »Bericht« ihn führen wird und welche Geheimnisse dabei ans Licht kommen. Grenzbezirke ist eine Geste des Abschieds. In Bildern gespenstischer Tiefe erzählt Gerald Murnane das Leben eines leidenschaftlichen Lesers, strauchelnden Liebhabers und praktizierenden Gläubigen – ein Glauben nicht an die Gemeinplätze der Religion, sondern an die unwiderlegbare Leuchtkraft des Erinnerns und der Literatur.
Für die junge Ingeborg Bachmann und ihre Generation erwies sich die große Hoffnung nach dem Krieg bald als trügerisch. Die Themen in Bachmanns erstem Gedichtband, Die gestundete Zeit (1953), sind repräsentativ für die Erfahrung, die das Schreiben nach 1945 bestimmt: Aufbruch und Abschied, Schuld und Gedächtnis. In der dramatischen Gestik und den einprägsamen Bildern ihrer Lyriksprache hat diese Erfahrung zu einem ergreifenden Ausdruck gefunden, der bis heute nichts von seiner unmittelbaren Wirkung verloren hat. Das starke Gefühl für den sprachlichen Gestus und das vielschichtige Geschichtsbewusstsein haben dazu beigetragen, den Gedichten einen Platz in der europäischen Moderne nach 1945 zu sichern. Dass sich in ihnen auch ein ›verzweifeltes Sprechen‹ mit Paul Celan verbirgt, wurde erst spät entdeckt. Seit der Publikation des Briefwechsels von Bachmann und Celan (Herzzeit, 2008) ist diese Lesart der Gedichte unabweisbar. In der nun erstmals erscheinenden kommentierten Edition von Die gestundete Zeit wird dieses Verständnis weitergeführt, ergänzt durch neue Materialien aus dem Nachlass Ingeborg Bachmanns.
Bernd Burger und seine Frau Melitta sind mit ihrer Tochter im Auto unterwegs Richtung Deutschland. Es ist eine Reise des endgültigen Abschieds und der Ankunft im Ungewissen. Die Familie kommt aus Rumänien und will ins Auffanglager Hamm; bis in die Bodenseeregion hat sie es schon geschafft. Dort aber wird alles kompliziert. Die Länder, die in wenigen Kilometern Abstand aneinanderstoßen, irritieren die Reisenden. Sie haben ihre Erfahrungen mit Grenzen und Versuchen, sie zu überschreiten. Hier nun sind plötzlich die Staatsgrenzen nicht recht zu erkennen, man nähert sich ihnen gut vorbereitet und vorsichtig, und plötzlich ist man auf der anderen Seite, ohne es bemerkt zu haben. Was die Lage nicht übersichtlicher macht: Bernd Burger kann nicht Auto fahren und seine Frau weder Landkarten noch Straßenschilder lesen. So wird aus der Reise eine Irrfahrt voller komisch-skurriler Begegnungen mit einer gänzlich neuen Wirklichkeit, wahrgenommen durch den fremden Blick. Gleichzeitig bietet das Unterwegssein Gelegenheit zum Nachdenken darüber, was Heimat nicht war und wohl auch in der Erinnerung kaum werden kann, darüber, was aus dem vergangenen Leben brauchbar ist für die neue Welt, und was an der neuen Welt brauchbar ist für: was man nun einmal ist, und wer.
»Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen«, heißt es. Was aber ist, wenn man nichts zu erzählen weiß, wenn die Erfahrung der Fremde so überwältigend ist, daß sie einem die Sprache verschlägt? Und was ist, wenn dies ausgerechnet einem Schriftsteller widerfährt? So erging es Paul Nizon nach seiner Reise durch Südostasien. Dieser »Abschied von Europa«, der in das westliche Sumatra, den Norden Thailands, an das Ufer des Mekong und an den Golf von Siam zu Menschen führte, die noch abseits unserer Zivilisation leben, sollte nichts weniger bewirken als eine Verwandlung. Das tat er auch, freilich anders als ersehnt: Wie ein Traumwandler, der »vor dem Neuen mit Blindheit geschlagen« erst wieder sehen lernen mußte, durchstreifte er, im Würgegriff der Natur und des Klimas, die Tropen. Erst viele Jahre später fand er eine Sprache – berückend schön – für seine Erfahrungen, die so in keinem Reiseführer stehen: »Morgen werde ich mich an jene Reise erinnern, dann wird sich schon etwas regen von damals oder melden in einem Traum, und im Traum werde ich mich erinnern an etwas und mir sagen, jetzt war ich im Traum da, welch ein Traum!«
Gibt es einen guten Tod? Abends friedlich einschlummern und im Schlaf sanft hinübergleiten. So stellen sich viele von uns einen guten Tod vor. Für schwerkranke Menschen, deren Lebenszeit begrenzt ist, sind dagegen oft andere Dinge wichtig: ausreichend Zeit für den Abschied, keine Schmerzen zu spüren und dem Tod ohne Furcht begegnen zu können. Die Palliativmedizin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensqualität ihrer Patienten in ihrer letzten Lebenszeit zu fördern und ihnen so die Möglichkeit zu geben, in Würde zu sterben. Dabei geht es ihr nicht nur um Schmerztherapie und Angstlinderung, um Trost und Beistand für die Sterbenden und ihre Angehörigen, sondern auch darum, dem Tod Raum und Zeit zu geben, seinen Moment zuzulassen. Kann man trotz schwerer Krankheit in Würde sterben? H. Christof Müller-Busch, einer der bekanntesten Palliativmediziner Deutschlands, ist davon überzeugt: Man kann. Sein Buch ist ein hochreflektierter und sehr persönlicher Bericht über den Umgang mit Krankheit und Sterben, ein Plädoyer für einen guten, einen würdigen Tod.
Gibt es einen guten Tod? Abends friedlich einschlummern und im Schlaf sanft hinübergleiten. So stellen sich viele von uns einen guten Tod vor. Für schwerkranke Menschen, deren Lebenszeit begrenzt ist, sind dagegen oft andere Dinge wichtig: ausreichend Zeit für den Abschied, keine Schmerzen zu spüren und dem Tod ohne Furcht begegnen zu können. Die Palliativmedizin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensqualität ihrer Patienten in ihrer letzten Lebenszeit zu fördern und ihnen so die Möglichkeit zu geben, in Würde zu sterben. Dabei geht es ihr nicht nur um Schmerztherapie und Angstlinderung, um Trost und Beistand für die Sterbenden und ihre Angehörigen, sondern auch darum, dem Tod Raum und Zeit zu geben, seinen Moment zuzulassen. Kann man trotz schwerer Krankheit in Würde sterben? H. Christof Müller-Busch, einer der bekanntesten Palliativmediziner Deutschlands, ist davon überzeugt: Man kann. Sein Buch ist ein hochreflektierter und sehr persönlicher Bericht über den Umgang mit Krankheit und Sterben, ein Plädoyer für einen guten, einen würdigen Tod.
»Die Winterstürme durchdringen die Welt mit wütender Macht. Da sinkt auf schneeigen Schwingen die tannenduftende Nacht …« Für Rainer Maria Rilke ist der Winter die Zeit des Fragens und der Erinnerung, aber auch eine Zeit der Besinnung und des Abschieds. In Gedichten, Briefen und Texten sinniert Rilke über die ruhende Natur und die Stille der Welt und wie kein anderer vermag er es, mit seinen Worten zu trösten und zu kräftigen: »Aber die Winter! Oh diese heimliche Einkehr der Erde.«
Esther Tusquets wurde am 30.8.1936 in Barcelona geboren. Dort besuchte sie die Deutsche Schule. Später studierte sie in Barcelona und Madrid Philosophie, Geschichte und Literatur. 1960 übernahm sie den Verlag Lumen, den sie bis zum Jahr 2000 leitete. Mit 42 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Roman El mismo mar de todos los veranos (dt. Aller Sommer Meer, Reinbek, 1981, Berlin, 2002), es folgten die Romane El amor es un juego solitario (dt. Die Liebe ein einsames Spiel, Reinbek, 1982), Varada tras el último naufragio, Para no volver, Con la miel en los labios und mehrere Erzählbände sowie das hoch gelobte Kinderbuch La reina de los gatos. 2001 erschien ihr Briefroman Correspondencia privada (dt. Abschied von Don Juan, Frankfurt, 2003), der in Spanien große Anerkennung fand. Ihre Bücher sind in mehrere Sprachen übersetzt worden. Ester Tusquets verstarb am 23.07.2012 im Alter von 75 Jahren in Barcelona.
Eva Perón starb 1952 im Alter von nur 33 Jahren; eine bombastische Zeremonie des langsamen Abschieds nahm ihren Lauf. Evita war eine aus der Provinz auf- und von der Leinwand herabgestiegene Göttin, eine lebende Heilige. Was jedoch nach ihrem Tode geschah, scheint jedes Maß der Verehrung zu sprengen: Ihr Leib wurde einbalsamiert, versteckt, gejagt, ging auf eine makabre Wanderschaft und wurde zum Objekt unglaublicher Intrigen und Obsessionen – mehr noch als Evita selbst. »›Santa Evita‹ hat mich von der ersten Seite an überwältigt – ich war gerührt, litt, genoß, eignete mir schändliche Laster an und verriet meine heiligsten Prinzipien. Wenn ein Roman es fertigbringt, einen Sterblichen mit festen Grundsätzen und strengen Gewohnheiten zu derartigem Unfug zu verleiten, dann kann es keinen Zweifel geben: Er gehört entweder verboten, oder er muß unverzüglich gelesen werden.« »Mario Vargas Llosa« »Hier ist endlich der Roman, den ich immer lesen wollte.« »Gabriel García Márquez«
Erreger Wie real ist der Virus im System eines Menschen, der in der virtuellen Welt der Börsenmonitore lebt? Wie fiktional wird ihm die Welt, wenn ihm seine Realität, sein täglicher Hochleistungssport im Parkett des Börsensaals entzogen wird? Ein Trader gerät urplötzlich in Quarantäne: »ich bin einfallsreich kreativ jung skrupellos hoch motiviert die gesellschaft kann es sich nicht leisten mich zu verlieren.« Der Börsenmakler findet sich in einem hermetisch abgeriegelten, aber permanent observierten Zimmer wieder. Und seine Gedanken rennen in einem Monolog um sein Leben. Aufstieg und Fall, Bullen- und Bärenjagd, Halten und Abstoßen durchlaufen die Reflexionen, die eine scharfe Trennung seiner Welten zu keinem Moment zulassen. Erreger spielt mit dem alltäglichen Wahnsinn der Geldmacher.Die Uraufführung fand am 21. 10. 2000 am Staatstheater Hannover in der Regie von Lars-Ole Walburg statt. Den Trader spielte Thomas Thieme. Es ist Zeit. Abriss Abschiede. Einen Mann zieht es immer zu den Orten und Menschen, die sich verabschieden, er ist dort, wo etwas aufhört: ein Leben, eine Idee, eine Liebe, dort, wo die Mauern einfallen, Häuser implodieren, Erinnerungsräume vernagelt werden, eine Geste mit dem Verschwinden korrespondiert, wo die Abrissbirnen ihre Radien ziehen und nichts bleibt außer einem Berg aus Schutt, eine Bewegung, die noch immer das Verlorene in die Luft schreibt, ein Klang. Wo etwas zu Ende geht, geht er mit, begleitet die Menschen und Dinge auf ihrem letzten Weg. Er kann nicht mehr zwischen dem Anwesenden und der Abwesenheit unterscheiden, es wird ihm eins und er zu einem Seismographen des Abschieds, dem Lachen vor dem Aus.Die Uraufführung in der Regie von Matthias Hartmann fand am 12. Oktober 2001 am Schauspielhaus Bochum statt.